2006

Der jüngste Tag

Regie: Jürg Schneckenburger Autor: Ödön von Horváth Bühnenbild: Ben de Graaff

Ein kleiner Bahnhof an einer grossen Bahnstrecke in der Provinz. Der Stationsvorstand Thomas Hudetz verrichtet hier jeden Tag pflichtbewusst seinen Dienst. Er ist “ein tüchtiger Mann, ein gebildeter, höflicher, emsiger Charakter, ein selten strammer Mensch! Er trägt die Koffer, vernagelt die Kisten, stellt die Weichen, steht am Schalter, telegrafiert und telefoniert – alles in einer Person”. Selbst dass es um seine Ehe nicht mehr eben gut bestellt ist, scheint ihm nichts anhaben zu können. Doch eines Tages küsst ihn die Gastwirtstochter Anna und er verpasst es, ein Signal rechtzeitig zu stellen. Der Eilzug vierhundertfünf, dem dieses gegolten hätte, stösst unweit des Dorfes mit einem Güterzug zusammen, 18 Menschen kommen dabei ums Leben. Aus einem Augenblicksversäumnis wird eine Ewigkeitskatastrophe.
Während der Untersuchungen sagt Frau Hudetz, die den Kuss beobachtet hat, gegen ihren Mann aus, Anna hingegen schwört, der Stationsvorstand habe das Signal rechtzeitig gestellt. Das Gericht anerkennt Annas Wahrheit als die gültige. Thomas Hudetz kehrt nach vier Monaten Untersuchungshaft nach Hause zurück und wird auf einem Fest im Wirtshaus von der Dorfgemeinschaft gefeiert. Doch seine von Anna und ihm ersehnte Rettung erweist sich nun als die wahre Zerstörung, an der im Laufe des Stücks alle Figuren teilhaben, in die alle Bewohner des Dorfes in ihrer Suche nach der Wahrheit verwickelt und schliesslich schuldig werden. “Er hat das Signal vergessen, weil ich ihm einen Kuss gegeben habe, aber ich hätte ihm nie einen Kuss gegeben, wenn er nicht eine Frau gehabt hätte, die er nie geliebt.”, sagt Anna kurz bevor das Schauspiel zu seinem unabdingbaren, tragischen Ende kommt. Dieses lässt der Autor äusserst geschickt in einem vorweggenommenen Jenseits spielen, wo der Viadukt, unter dem sich Thomas und Anna ein letztes Mal getroffen hatten, mit einem Mal nicht mehr nur Brücke ist, sondern auch die Spanne vom Tod zum Leben, den Weg ins Jenseits symbolisiert. Es führt das Theaterpublikum zu seinem eigenen Leben, seinen eigenen Augenblicksversäumnissen und Fragen nach Schuld und Wahrheit.

Ödön von Horváths “Der jüngste Tag” entstand 1936 unter dem Arbeitstitel “Freigesprochen” und wurde 1937 am Deutschen Theater in Mährisch-Ostrau uraufgeführt.

Die Figuren des Stückes sind Menschen wie wir alle und ihre liebevolle Behandlung durch den Autor, auch in den Augenblicken, wo er sie scheitern lässt, macht “Der jüngste Tag” zu einer Spielvorlage, die ein breites Publikum ansprechen wird. Und obwohl die tragische Geschichte einer schuldlosen Schuld verhandelt wird, versprechen die Dialoge auch komödiantische Augenblicke der Erheiterung.

“Der jüngste Tag”, ein philosophisch-theologischer Krimi, ist ergreifend, hat wunderbare Spielaufgaben und wird das Theaterpublikum vom ersten Augenblick an packen.

Spielerinnen & Spieler

Thomas Hudetz, Stationsvorstand Gerhard Halter
Frau Hudetz Rita Zimmerli
Alfons, ihr Bruder, Drogist Josef Blättler
Der Wirt zum «Wilden Mann» Angelo Kleinhans
Anna, seine Tochter Raphaela Leuthold
Ferdinand, deren Bräutigam, Fleischhauer Roman Heggli
Leni, Kellnerin beim «Wilden Mann» Patricia Sykora
Frau Leimgruber Rosmarie Kayser
Ein Waldarbeiter Freddy Businger
Ein Vertreter Guido Dillier
Ein Gendarm Ruedy Lussy
Kohut, ein Heizer Walter Christen
Ein Staatsanwalt Ernst Rengger
Ein Kommissar Roman Heggli
Ein Kriminaler Guido Dillier
Ein Polizist Diego Wyrsch
Ein Streckengeher Guido Dillier
Pokorny, ein seliger Lokomotivführer Diego Wyrsch
Ein Lastkraftwagenführer Walter Christen
Zwei Kinder Vanessa Frank, Elena Herber, Jessica Herber, Chantal Herger, Domenica Moretti

Regie Jürg Schneckenburger
Produktionsleitung Daniela Huser, Isabelle Hochreutener, Christoph Herber
Mundartübertragung Andri Beyeler
Sounddesign André Abt & Erich Blätter
Bühnenbild Ben de Graaff
Kostüme Bernadette Meier
Maske Roger Niederberger
Regieassistenz Carmela Huser, Sabrina Kurmann
Bühnenchef Hans Büchel
Bühnenmannschaft Othmar Kayser, Pius Achermann, Hans Bieri, Marcel Büchel, Res Christen, Bärti Joller, Martin Joller, Sepp Joller, Ruedi Joller, Bernhard Niederberger, Beat Niederberger, Hampi Odermatt, Andy Businger, Irène Stöckli, Doris Filliger, Marcel Filliger, Michael Portmann
Lichtdesign Martin Brun
Beleuchtung Martin Meyer, Guido Matthieu, Bernhard Niederberger, Beat Niederberger
Kostümatelier Regula Fuchs Selb, Daniela Schwander, Pia Odermatt-Imboden
Kostümbetreuung Lucia Bünter Kula, Edith Portmann, Bernadett Zihlmann
Maskenatelier Steffy Berchtold, Els Durrer, Marianne Eggenschwiler, Silvia Käslin, Daniela Leuthold, Evelyne Wallimann
Requisiten Peter Baggenstoos
Requisitenteam Lea Businger, Margrith Limacher, Mirjam Stalder, Jascha Kayser
Inspizienz Ivana Bianchet, Albert Müller
Souffleusen Susanna Lüscher, Eveline Gysi, Sandra Achermann, Edith Kaufmann
Fotograf Martin Borner
Öffentlichkeitsarbeit Thomas Ittmann
Werbung Rolf Scheuber
Internet Martin Borner
Sponsoring Thomas Hochreutener
Finanzen Karin Harmath
Vorverkauf Ursula Herger, Andrea Herber
Kasse Thomas Hochreutener, Andrea Herber, Ursula Herger, Benjamin Hochreutener, Susi Lüscher
Garderobe Lisbeth Grendelmeier, Bernadette Amstutz, Elisabeth Balbi, Irène Borner, Cellmira Büchel, Doris Christen, Albert Christen, Isabel Käslin, Anita Lussi, Esther Moretti, Bernadette Odermatt, Heidi Stöckli, Romy von Holzen, Veronika von Rotz, Trix Zelger, Barbara Zopp, Mathias Zopp
PlatzanweiserInnen Hermann Stöckli, Eveline Gysi, Helmut Huwiler, Irène Käslin, Lisel Laager, Miriam Laager, Alfred Lussy, Agnes Niederberger, Klara Niederberger, Heinz Odermatt, Karin Schleifer, Monika Schmid, Karina von Matt, Regula Wyss
Spielerbeiz Ruth Rapold Zimmerli, Ruth Sicher, Esther Baumgartner, Ruedi Büchel, Adolf Herzog, Helena Kangur, Sandy Kuster, Werner Rossi, Irma Tuor, Georg Wyss, Jantje van der Leest, Daniel Zgraggen
Lesekreis Ruth Sicher, Isabelle Hochreutener, Marta Huwiler, Verena Keiser, Rosemarie Kayser, Elisabeth Lehmann, Karina von Matt, Agnes Niederberger, Heinz Odermatt, Ruth Rapold Zimmerli, Ernst Rengger
Theaterbeiz Sonja Rapold, Jozef Lauwers, Hildegard Pfyffer, Esther Rossi, Irène Stöckli, Stefan Zimmerli, Beat Achermann, Ruedi Büchel, Amanda Christen, Beat Gut, Karin Harmath, Thomas Jodar, Thom Keiser, Irène Kuster, Roswitha Kuster, Bea Mambelli, Marianne Müller, Ruth Schilter, Regula Schuler Eberli, Daniela Schwander, Beat Spiess, Heidi von Moos, Brigitte von Rotz

Erinnerung an die Saison 2006: DER JÜNGSTE TAG von ödön von Horváth, Regie Jürg Schneckenburger

Szene: Die junge Anna und der Bahnhofsvorstand setzen sich mit ihrem Schicksal auseinander.