1996

Hase Hase

Regie: Peter Züsli Autor: Coline Serreau Bühnenbild: José de Nève

Im Mittelpunkt steht die Durchschnittsfamilie Hase, die in einer Eineinhalbzimmer-Wohnung spartanisch lebt. Mama hält die Geschicke der Familie straff in der Hand und ist so tüchtig, dass niemand es wagt, ihr die Wahrheit zu sagen: Papa ist arbeitslos, die zwei erwachsenen Söhne und die beiden Töchter sind aus der Bahn geworfen. Der jüngste Sohn Hase musste das Gymnasium verlassen. Alle kriechen unter die Fittiche der guten Mama und entwerfen dort mutig eine neue Welt...

Coline Serreau hat keine Sozialschnulze über unsere durch die Rezession härter werdende Zeit geschrieben, sondern eine freche, witzige Komödie, die in einem Comic über eine paradiesische Zukunft für "die kleinen Leute" endet.

 Gedanken des Regisseurs

Was denkbar ist, ist auch machbar. Nichts ist so, wie es ist, hätte es sich nicht jemand so gedacht. Jedenfalls ist es meine Erfahrung, dass Gedachtes früher oder später Realität wird. Und doch entwickeln sich manchmal die Dinge so, dass man sagen muss: Ich hätte nie gedacht, dass es so herauskommen würde. Dann sind aber sofort gescheite Leute zur Stelle, die behaupten, sie hätten schon immer gedacht, es könnte sich so entwickeln. Jetzt sagen sie es. Ihre Erklärungen leuchten ein. Hätten sie es nur schon früher gesagt.
Schön wäre, man könnte dies alles aus grosser Distanz betrachten. Müssten dann nicht neue Zusammenhänge sichtbar werden?
Im Theater ist diese andere Perspektive, diese besondere Optik, möglich. Das Publikum schaut aus sicherer Distanz zu. Vieles wirkt aus diesem Blickwinkel komisch, anderes tragisch. Am Schluss wird alles gut, weil es eine Komödie ist. Im Theater ist das möglich, weil hier tatsächlich alles was denkbar auch machbar ist. - Und sonst?

Peter Züsli

Eine Anmerkung zum Stück

Dem Aufstand, den Schlachten und den Toten folgt die Zeit der Müdigkeit, auch Frieden genannt. Man setzt sich auf einen Stein am Wegrand und schon erscheint dir die Welt, wie sie ist. Du wähnst dich einzeln, getrennt, allein nur den Weg zu bestimmen. Plötzlich weisst du, dass Materie dich ganz umhüllt, selbst Teil der grossen Auflösung, vermagst du nicht mehr zu sagen, wo dein Ich aufhört, das andere beginnt. Der Stoff, aus dem wir sind, zieht uns, wohin er muss, rücksichtslos. Derart befindlich mag es geschehen, dass man HASE HASE schreibt, die Verzweiflung zu überwinden, das Lachen zu retten und Zeugnis abzulegen.

Coline Serreau