1987

Der Drache

Autor: Jewgenij Schwarz Regie: Johannes Peyer Bühnenbild: Heini Gut

Ein Land wird von einem Drachen beherrscht. Die Bürger unterordnen sich ihm ja, sie sind sogar freudig bereit, ihm mit der Hingabe ihres Lebens zu dienen. Die Menschen merken nicht, dass der Drache ihre Seelen verstümmelt und ihr Blut vergiftet. Als Lanzelot, ein Nachkomme des berühmten fahrenden Ritters, auftaucht, um den Drachen zum Kampf herauszufordern, kommen die Besten der Stadt und flehen ihn an, von seinem Vorhaben abzusehen und ausser Land zu gehen. Da er aber darauf besteht, den Drachen zu töten, hetzen sie die Hunde auf ihn... der Drachenkampf beginnt...

«Der Drache» gilt im weitesten Sinne als ein Stück zeitloser Poesie um den ewigen Kampf gegen den Drachen in uns. Nach der abgesagten Uraufführung 1944 in Leningrad wird das Stück erst 1961 in Nowa Huta (Polen) erstmals gespielt. Die deutschsprachige Erstaufführung findet 1962 in Stuttgart statt.

Über Märchen und Drachen
Das Märchen soll eine wunderbare Welt darstellen, in der sich alle Sehnsüchte des menschlichen Herzens nach Glück erfüllen. Weil im nüchternen Bereich des alltäglichen Daseins diese Erfüllung nicht möglich ist, wird im Märchen das Geschehen in eine unwirkliche, übernatürlich-gerechtere Welt verlegt. Darin sind die Helden meist Wanderer, deren Weg oft bis zu den Sternen führt.
Der Drache ist ein in den mythischen Vorstellungen vieler Völker lebendes Mischwesen aus Schlange, Echse, Vogel usw. häufig mit mehreren Köpfen. In vielen Religionen verkörpert er (in gleicher Symbolik wie die Schlange) gottfeindliche Urmächte, die überwunden werden müssen. Im Zusammenhang damit haben sich mehrere Drachentötermythen herausgebildet (Indra, Zeus, Apollo, Siegfried, Georg). - Im Alten Testament verkörpert der Drache (dem Leviathan nahestehend) das Weiterwirken des vorweltlichen Chaos, das die Schöpfung bedroht und das besiegt werden muss. - In Sagen und Märchen erscheint der Drache häufig als Bewacher eines Schatzes oder einer geraubten Königstochter und verkörpert somit die Schwierigkeiten, die vor Erreichen eines hohen Zieles überwunden werden müssen.