1985

Der Alpenkönig und der Menschenfeind

Autor: Ferdinand Raimund Regie: Johannes Peyer Bühnenbild: Magi Barmettler, Fredy Odermatt

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Raimund und Nestroy, die herausragenden Repräsentanten des Wiener Volkstheaters, sind Erben und Vollstrecker einer weit zurückliegenden Tradition. Entgegen aller Reformen behauptete sich in Österreich das Volksstück, und der Hanswurst lebte lustig weiter. Das sinnenberückende, mit Zauberapparaturen und Schaugepräge ausgestattete Jesuitendrama vermischte sich hier mit der Commedia dell’Arte.
Da die meist derben Harlekinaden keinen Eingang ins Burgtheater fanden, wurden dafür eigene Theater gegründet, die sich noch heute grosser Beliebtheit erfreuen.
Erst Raimund hat dem Wiener Volksstück künstlerischen Rang verliehen. Seine phantasievollen Zauber- und Märchenspiele lassen die meist platten Stücke seiner Vorgänger weit hinter sich.
Zunächst schrieb er nur aus der Not, das Repertoire zu füllen. «Der Barometermacher auf der Zauberinsel» (1823) und «Der Diamant des Geisterkönigs» (1824) entsprechen noch weitgehend dem bestehenden Klischee. Aber im Zaubermärchen «Das Mädchen aus der Feenwelt oder Der Bauer als Millionär» (1826) offenbarte sich Raimunds grosse, selbständige Schöpferkraft. «Moisasurs Zauberfluch» (1827), «Die gefesselte Phantasie» (1828) und «Die unheilbringende Krone» (1829) wurden vom Publikum, das sonst dem Dichter und glanzvollen Darsteller der eigenen Werke sehr zugetan war, nicht günstig aufgenommen. Dagegen fand er mit seinem Hauptwerk «Der Alpenkönig und der Menschenfeind» (1828) begeisternde Zustimmung. Was bisher nicht so recht gelungen war - die Geisterwelt über eine rein äusserliche Funktion herauszuheben und sie mit der Haupthandlung zu verweben - wurde hier erreicht.
Die an sich einfache Idee der Besserung eines Menschenfeindes durch die unmittelbare Anschauung seines unerträglichen Wesens, mit Hilfe von Geistesmacht, ist von ihm meisterhaft gestaltet. Er selbst war ein solcher Menschenfeind, voll der Anklage gegen Neider, Intriganten und Feinde, die er überschätzte, während er die Gesinnung seiner Freunde unterschätzte. Wie Rappelkopf keinen anderen Ausweg als die Flucht sieht, so verkroch sich auch Raimund in die Einsamkeit der Natur. Er hat den «Alpenkönig» weitgehend in der Abgeschiedenheit der Wienerwaldberge geschrieben und soll ihn «fast zugrunde gerichtet» haben. In Raimunds letztem Stück, «Der Verschwender» (1834), treten die märchenhaften Züge zurück. Leichtsinn und Verschwendungssucht des wohlhabenden Wiener Bürgers werden hier blosgestellt und bestraft.
Zu Raimunds Schaffen zählen auch einige Gedichte und unzählige Gelegenheitsdichtungen.