1977

Hotel Monopol

Autor: Heinrich Wilken Regie: Eugen Victor Bühnenbild: Oskar Justinus, José de Nève

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Im Stans der Jahrhundertwende fühlen sich einige Dorfbewohner etwas zu sehr «eingeengt». Drei im Kegelklub «Die wilden Jäger» vereinte angesehene Herren – der Spenglermeister und Politiker Peter Murer, Paul Matter der Apotheker sowie der Säckelmeister Pius Meier – beschliessen, einen Ausflug ins grossstädtische Leben nach Zürich zu unternehmen.

Ein willkommener Anlass dafür bietet die Berufung ihres gemeinsamen Freundes Eberli als Architekt nach Zürich. Ausserdem möchte Murer dort sein Göttikind Marianne persönlich kennenlernen. Eine angeblich wichtige Appelation im Berner Bundeshaus soll das Abenteuer im Familienkreis «absichern».

Die oft genug allein gelassenen und vernachlässigten Ehefrauen werden ob der überstürzten Abreise misstrauisch. Emil, ein abenteuerlustiger Gymnasiast, der Neffe Peter Murer’s, bestärkt sie in ihrem Zweifel an der angeblichen «Dienstreise». Die drei Frauen gründen einen Gegenklub mit dem Ziel, selbst in Zürich «nach dem Rechten zu sehen».

Regina Hottinger, die charmante und attraktive Besitzerin des HOTEL MONOPOL, leitet mit ihrer hübschen Nichte Marianne, dem Göttikind von Peter Murer, das weithin bekannte Etablissement. Die Anziehungskraft des Hotels auf seine Gäste ist nicht zuletzt auf die reizvolle Ausstrahlung der beiden jungen Damen zurückzuführen.

Kein Wunder also, dass die drei erlebnishungrigen ehrenwerten Herren aus Stans im MONOPOL ein Zimmer vorbestellt haben. Ebensowenig verwunderlich, dass der frisch nach Zürich ernannte Architekt Eberli seine schon lange verehrte Regina – zunächst erfolglos – um die Hand bittet. Verständlich, dass der Gymnasiast Emil die Gelegenheit benützt, sich auch nach Zürich begibt, um dort seine von ihm angebetete Marianne zu treffen. Begreiflich, dass drei Gesangsvereins-Mitglieder aus Stans – der Musikus-Briefträger Amberg, Amstad der Schneider und der Coiffeur Amstutz – ihren Velo-Ausflug nach Zürich zum Anlass nehmen, im bekannten HOTEL MONOPOL einzukehren. Unangenehm nur, dass sie für die drei avisierten Herren «aus besseren Kreisen» gehalten und dementsprechend bevorzugt behandelt werden.

Die ebenfalls im MONOPOL eingetroffenen drei Ehefrauen werden kurzerhand in ein Notquartier verfrachtet. Ein Zusammentreffen mit den drei vermeintlichen Ehemännern kann die Chefin des Hauses geschickt verhindern. Als die drei «wilden Jäger» endlich eintreffen, scheint das Chaos nicht mehr abwendbar. Nur dem glücklichen Zufall neuer Verwechslungen verdanken die Herren ihr weiteres Inkognito. Zwei der Ehefrauen verlassen enttäuscht das Hotel. Nur Amalie, die Gattin des «Schwerenöters» Meier, will der Wahrheit auf den Grund kommen. Sie ertappt auch prompt ihren Mann bei einem, allerdings nur harmlosen, Flirt.

Der Zoologische Garten wird zum Treffpunkt aller Hauptpersonen des Verwechslungsspiels und die Missverständnisse können kurzerhand aufgeklärt werden. Versöhnlich finden nicht nur die älteren Paare wieder zueinander, sondern auch zwei junge: Der Architekt Eberli bekommt seine ersehnte Regina und Emil seine angebetete Marianne.

Und neuen erlebnishungrigen Gästen empfiehlt sich gerne das HOTEL MONOPOL.



Gedanken zur Inszenierung

Zweifellos handelt es sich beim «HOTEL MONOPOL» um ein Stück spezieller Art: Es verbindet in wohldosierter Mischung Elemente des typischen Schwanks, des musikalischen Lustspiels, der Posse mit Gesang und des Volksstücks zeitkritischen Charakters! Insbesondere diese letztgenannten Eigenschaften, in dramaturgisch so ansprechender Form, bilden das Hauptmerkmal unserer Stanser Aufführung. Es geht uns in erster Linie darum, menschliche Schwächen nicht der Lächerlichkeit preiszugeben. Vielmehr soll Verständnis dafür geweckt werden, dass jeder von uns, in ähnlicher Situation, zur gleichen Zeit genauso handeln würde. Nicht komische Typen oberflächlich nachzuzeichnen, sie sozusagen auszulachen, ist unser Anliegen. Im Lächeln über die Unzulänglichkeit menschlicher Charaktere und ihrem milieubedingten Fehlverhalten wollen wir eine unbewusste Identifizierung unsererseits mit einer dieser wesensverwandten Personen herbeiführen!

Man sollte nichts so ernst nehmen als das Lachen (Lessing: man kann. auch lachend sehr ernsthaft sein)! Besonders in der heutigen Zeit, wo der Humor an der Intoleranz und dem Machtstreben unserer stressgeplagten Gesellschaft fast völlig verloren zu gehen droht.

Ein typisches Merkmal unserer Gegenwartsliteratur ist der grosse Mangel an guten Komödien. Kaum verwunderlich, weil echter Humor nur aus einem tiefen Wissen um unsere eigene Unvollkommenheit und Schwäche kommt! Welcher erfolgsheischende Zeitgenosse ist sich dessen bewusst? Den Menschen an sich wird man kaum verbessern können, nur die Verhältnisse und die Umwelt in denen er lebt. Diese aber dem Lachen preiszugeben, ist wohl die ansprechendste Form der Kritik und Denkanstoss zugleich!
E. V.