1969

Der Talisman

Autor: Johann Nepomuk Nestroy Regie: Nils Kerkenrath Bühnenbild: Paul Stöckli

Zur Posse «Der Talisman»

Für die Lebensrettung eines hochherrschaftlichen Friseurs erntet der heruntergekommene, rothaarige Barbiergeselle Titus Feuerfuchs nur Undank aber einen Talisman in Form einer wunderschönen schwarzen Perücke, die ihm Glück bringt und ihm die Verfemung als heimtückischer Rotfuchs ersparen soll. Mit seinen neuen Haaren versucht nun Titus sein Glück. Da er gut gewachsen ist und ein geöltes Mundwerk besitzt, versucht er auf die Schwäche der Menschen und insbesondere auf die Eitelkeit der Frauen zu setzen. Tatsächlich gewinnt er durch Aussehen und galante Schmeicheleien zunächst die Gärtnerin, die ihn als Gartenaufseher anstellt, dann die Kammerfrau, die ihn zum Jäger avancieren lässt, und schliesslich die gnädige Schlossherrin selbst, die ihn als ihren Sekretär aufnimmt. Als die wirkliche Haarfarbe von Titus entdeckt wird, wenden sich alle drei Frauen entsetzt von ihm ab, schwenken jedoch sofort wieder um, als sein schwerreicher Onkel auf der Bildfläche erscheint. Titus hat sie alle nun im «Dorngebüsch zuwiderer Erfahrungen» zu gründlich kennengelernt. Er verzichtet auf die reiche Erbschaft und wendet sich der rothaarigen Salome zu.

Besonders lustig ist der Einfall, dass die umworbenen Frauen den Titus Feuerfuchs immer in die Kleider ihrer verstorbenen Ehemänner stecken. Die zynisch-realistischen Couplets des trotz aller Verstellungsversuche gedemütigten Aussenseiters muten wie Vorläufer der Brecht-Songs an. Diese brillante Komödie lebt von einer solchen Fülle bezaubernder Einfälle und komischer Situationen, dass sie bis heute immer wieder erfolgreich aufgeführt wird.